Gründung einer Kollektivgesellschaft in der Schweiz: Vorteile und Nachteile
Die Kollektivgesellschaft bietet geringe Gründungskosten und hohe Flexibilität, birgt aber auch Risiken wie die unbeschränkte Haftung der Gesellschafter. Erfahre, ob diese Rechtsform für dein Unternehmen in der Schweiz die richtige Wahl ist.
Was ist eine Kollektivgesellschaft?
Eine Kollektivgesellschaft ist eine Rechtsform, die von mindestens zwei Personen gegründet wird. Sie basiert auf einer engen Zusammenarbeit der Gesellschafter, die gemeinsam die Verantwortung tragen. Die Besonderheit: Die Gesellschafter haften nicht nur mit dem Unternehmensvermögen, sondern auch mit ihrem Privatvermögen – und zwar solidarisch. Diese Rechtsform eignet sich vor allem für kleinere Unternehmen, die unkomplizierte Strukturen bevorzugen und keinen hohen Kapitalbedarf haben.
Vorteile einer Kollektivgesellschaft
1. Kein Mindestkapital erforderlich
Im Gegensatz zur GmbH oder AG musst du bei einer Kollektivgesellschaft kein Mindestkapital einbringen. Das senkt die Einstiegshürde für Gründer erheblich und macht diese Rechtsform besonders attraktiv für Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln.
2. Geringe Gründungskosten
Die Gründung einer Kollektivgesellschaft ist deutlich kostengünstiger als bei anderen Rechtsformen. Da keine Notariatsgebühren anfallen, bleiben die administrativen Kosten überschaubar. Einzig der Eintrag ins Handelsregister, falls erforderlich, verursacht geringe Gebühren.
3. Fantasie-Name erlaubt
Du kannst für deine Kollektivgesellschaft einen kreativen Namen wählen. Dadurch kannst du dich von der Konkurrenz abheben und deine Marke leichter in den Köpfen deiner Kundschaft verankern.
4. Bezug der 2. und 3. Säule möglich
Als Gesellschafter einer Kollektivgesellschaft kannst du unter bestimmten Voraussetzungen auf deine Pensionskasse zugreifen, um dein Unternehmen zu finanzieren. Voraussetzung ist, dass die Kollektivgesellschaft dein Haupterwerb ist und du nicht zusätzlich als Angestellter tätig bist. Dies verschafft dir finanzielle Flexibilität bei der Gründung.
5. Flexibilität bei Entscheidungen
Da keine komplexen Hierarchien oder externe Aktionäre involviert sind, können Entscheidungen schnell und unkompliziert getroffen werden. Dies ist besonders vorteilhaft für Unternehmen, die agil auf Marktveränderungen reagieren möchten.
Nachteile einer Kollektivgesellschaft
1. Persönliche und solidarische Haftung
Die grösste Herausforderung ist die unbeschränkte Haftung. Alle Gesellschafter haften mit ihrem gesamten Privatvermögen für Schulden des Unternehmens. Wenn das Geschäft in finanzielle Schwierigkeiten gerät, kann dies existenzbedrohend sein.
2. Kein Anspruch auf Arbeitslosenversicherung
Als selbständig Erwerbstätige haben Gesellschafter keinen Anspruch auf Arbeitslosenversicherung (ALV). Im Fall einer Geschäftsschliessung müssen die Betroffenen selbst für ihre finanzielle Absicherung sorgen. Das erhöht das persönliche Risiko im Vergleich zu angestellten Personen.
3. Begrenzte Skalierungsmöglichkeiten
Die Kollektivgesellschaft eignet sich vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. Für wachstumsorientierte Unternehmen, die Kapital von Investoren benötigen, sind andere Rechtsformen wie die GmbH oder AG oft besser geeignet.
4. Abhängigkeit von den Gesellschaftern
Da die Kollektivgesellschaft stark von den Fähigkeiten und dem Engagement der einzelnen Gesellschafter abhängt, kann der Ausfall einer Person schwerwiegende Folgen haben. Zudem müssen Konflikte innerhalb der Partnerschaft effektiv gelöst werden, um den Geschäftserfolg nicht zu gefährden.
Fazit
Die Kollektivgesellschaft ist eine flexible und kostengünstige Rechtsform, die ideal für kleine Partnerschaften ist, die unkompliziert starten möchten. Die geringen Gründungskosten und die Möglichkeit, ohne Mindestkapital zu beginnen, machen sie besonders attraktiv. Allerdings sollte man die unbeschränkte Haftung und das persönliche finanzielle Risiko nicht unterschätzen. Eine sorgfältige Planung und klare Absprachen zwischen den Gesellschaftern sind essenziell, um langfristig erfolgreich zu sein.